Türler

Tier, Pflanze oder doch Mineral?

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In der Antike glaubte man zunächst noch, dass Korallen Mineralien sind. Danach wurde für mehrere Jahrhunderte darüber geforscht, ob es doch allenfalls Pflanzen seien, schliesslich wachsen sie wie grosse Büsche am Meeresgrund. Erst im 18. Jahrhundert wurde eindeutig festgestellt, dass es sich um koloniebildende Nesseltiere handelt.

Weltweit gibt es etwa 14 000 Arten von Warmwasserkorallen, wobei jedoch nur wenige auch für die Schmuckherstellung verwendet werden. Insbesondere die gewünschte Härte und die optischen Ansprüche werden nicht von allen Arten erfüllt.

Korallen verbindet man vornehmlich mit warmen Gewässern, sie wachsen aber durchaus auch in kalten. Von diesen Kaltwasserkorallen gibt es global jedoch nur etwa sieben verschiedene Arten. Insbesondere im Nordatlantik vor Norwegen befinden sich zahlreiche Tiefwasserriffe der Korallenart Lophelia pertusa, welche bei Wassertemperaturen von 6–10 Grad gedeiht. Während Warmwasserkorallen ihre schönen Farben von symbiontischen Algen erhalten, ist dies bei Kaltwasserkorallen bis heute wissenschaftlich noch nicht geklärt, da die Fotosynthese in der kalten Tiefsee nicht funktioniert.

Bedeutung als Schmuckstück

Bereits vor über 30 000 Jahren wurden Korallen als natürliche Schmuckstücke oder gegen böse Zauber verwendet. Vom Ursprung
der Koralle erzählt daher auch eine grausige Legende: Medusa, das Ungeheuer mit den Schlangenhaaren, wurde von Perseus geköpft, worauf ihr Kopf ins Meer fiel und aus den Blutspritzern die roten Korallen entstanden.

 

Das bezaubernde und rare Material aus der Tiefe des Meeres ist zeitlos und auch heute wieder höchst beliebt. Für den Goldschmied ergeben sich aus der Arbeit mit Korallen fast unbegrenzte Möglichkeiten. Kombinationen aus verschiedenen Farben, in Verbindung mit Gold, Perlen, aber auch mit Edelsteinen bringen besonders schöne Schmuckstücke jeglicher Art hervor.

 

 

Die verschiedenen Korallen

Obwohl die Koralle als Schmuckstück insbesondere für ihr sattes Rot bekannt ist, wächst sie auch in den Farben Weiss, Gelb, Orange, Lavendel, Blau und Schwarz. Als besonders hochwertig gelten unter Experten jedoch grosse, gleichmässig gefärbte und strukturierte Stücke, welche eine intensive rote Färbung aufweisen. 

Insbesondere um Japan wächst eine grosse Anzahl verschiedener Korallen. Diese weisen jedoch in ihren Zweiggabelungen einen weissen Punkt auf, wodurch sie nicht dem makellosen Bild einer perfekten Koralle entsprechen und somit in ihrem Wert gemindert sind. Auch im Mittelmeer, an der Westküste Sardiniens, wachsen zahlreiche Korallen. Diese Edelkorallen sind insbesondere für ihre satte Farbe bekannt und werden dort auch «rotes Gold» genannt.

Nachfolgend stellen wir Ihnen die am häufigsten zur Schmuckherstellung verwendeten Korallenarten etwas genauer vor:

Die Mittelmeerkoralle ist die bekannteste aller Schmuckkorallen. Nebst ihrem lateinischen Namen Corallium rubrum ist sie wegen ihrer Herkunft auch als Sardegna oder wegen ihrer tiefroten Farbe als Moro oder Oxblood bekannt. Aufgrund ihrer Härte und ebenmässigen Struktur aus Kalk und Horn ist sie besonders gut für die Schmuckverarbeitung geeignet. Im Gegensatz zu den Pazifik-Korallen ist sie mit einer Wuchshöhe von etwa 15 cm aber eher klein. (Photo: Laurent E. Cartier)

Unter der Bezeichnung Pazifik-Korallen werden verschiedene Arten zusammengefasst, welche sich in ihrer Herkunft und Farbe unterscheiden. Typisch für Pazifik-Korallen ist jedoch die längsverlaufende, weisse Ader, die bis in die kleinsten Verästelungen im Inneren zu sehen ist.

Die Paracorallium japonicum wächst an der Küste Japans in einer Tiefe von 80 bis 300 m. Die japanische Edelkoralle wächst fächerförmig und erinnert an transparent gefärbtes Glas. Aufgrund ihres weissen Kernes, auch die Seele der Koralle genannt, gilt diese Art jedoch als besonders schwer zu verarbeiten. (Photo: Laurent E. Cartier)

Die Corallium elatius wird auch als Momo-Koralle bezeichnet. Diese in intensivem Rot, Orange und gelblichen Pastelltönen vorkommende Art findet sich an den Küsten des Pazifischen Ozeans in einer Tiefe von 150 bis 300 m. Mit ihrem fächerförmigen Wachstum erreicht die Koralle im Durchschnitt eine Höhe von 25 cm. (Photo: Laurent E. Cartier)

 

Die pudrig-rosafarbene Engelshaut, die Corallium secundum, ist besonders begehrt und dementsprechend kostspielig. Dies liegt unter anderem daran, dass diese Art nur in sehr tiefen Gewässern zwischen 350 und 480 m um Hawaii zu finden ist. Unterschieden wird zwischen Misu und Midway: Misu-Korallen sind weisslich bis zartrosa; Midway-Korallen sind weiss bis pfirsichrosa und haben rote Einsprenkelungen. (Photo: Laurent E. Cartier)

Die Corallium konojoi, auch bekannt als weisse Koralle, Deep Sea Coral oder Tiefseekoralle, ist die am wenigsten bekannte Korallenart. Die weisse Koralle wächst vor allem in den Gewässern um Taiwan und Japan in einer Tiefe von 50 bis 380 m unter der Wasseroberfläche. Im Gegensatz zu allen anderen farbigen Korallen begeistert sie mit einer porzellanartigen, feinen weissen Farbe. (Photo: Laurent E. Cartier)

Abbau von Korallen

Um im Mittelmeerraum Korallen überhaupt ernten zu dürfen, werden Lizenzen benötigt und die Arbeit erfolgt häufig in sorgfältiger Handarbeit in den Tiefen der Meere. So kann sichergestellt werden, dass die Bestände nicht zu sehr dezimiert werden und nur grosse Stücke geerntet werden, welche dann auch verarbeitet werden können. Kleinere Pflanzen bleiben so verschont und können weiterwachsen.

Die Arbeit mit Tauchrobotern  erfolgt häufig im Pazifikraum, da die dortigen Korallen in für Taucher nicht erreichbaren Tiefen von bis zu 1000 m unter Meeresspiegel wachsen. Dabei wird das ROV (Remote-Operated Vehicle) vom Mutterschiff aus über Kameras und Antriebspropeller zu den Korallenstöcken manövriert. Dort wird zuerst visuell die Art, Form und Qualität der Korallen beurteilt, bevor diese mit einem Greifarm in einen Korb gelegt werden.

 

 

Mithilfe dieser Roboter wird auch im Sediment am Meeresgrund nach bereits abgebrochenen Korallenstücken gesucht, welche dann trotzdem noch zu wunderbaren Schmuckstücken verarbeitet werden können. (Photo: Japanese coral association)

Aufgrund der sehr hohen Material-, Wartungs- und Personalaufwände von Tauchrobotern ist dieser Einsatz sehr kostspielig. Dabei können jedoch auch wertvolle Informationen gewonnen werden über Bodenart, Topologie, Tiefe, Temperatur und Strömungsrichtung, welche für die Forschung und den Schutz der Korallen besonders wichtig sind. 

Bekanntermassen sind einige Korallenarten vom Aussterben bedroht und stehen unter Artenschutz. Dies wurde aber nicht durch den Abbau zur Schmuckherstellung begünstigt, wie manche vielleicht vermuten werden. Die meisten der unter Schutz gestellten Arten entsprechen nämlich nicht den geforderten optischen und haptischen Ansprüchen, welche zur Verarbeitung überhaupt notwendig sind. Vielmehr tragen leider die Erwärmung der Ozeane, die unglaubliche Meeresverschmutzung und der Einsatz von Schleppnetzen zur Zerstörung dieser empfindlichen Lebewesen bei. 

 

 

 

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