Türler

Ehrgeiz der Uhrmacher

Datum

Neue Zürcher Zeitung 27. April 2016

Zum 20. Mal «Messe nach der Messe» bei Türler

PHILIPP MEIER

Mit einer gewissen Ernüchterung ist die weltweit bedeutendste Uhrenmesse Baselworld zu Ende gegangen. Von Katerstimmung kann aber keine Rede sein, die Party geht weiter – zumindest bei Türler am Paradeplatz, wo nach einer schönen Tradition des Hauses nun zum zwanzigsten Mal die «Messe nach der Messe» mit Neuheiten aus der Uhrenbranche über die Bühne geht. Zwar bestätigt sich auch hier eine gewisse Konzentration der Manufakturen auf bereits bestehende Modelle – das Rad muss nicht immer neu erfunden werden.

Wer auf so Bewährtes zurückgreifen kann wie etwa Breguet, wo im Kern schon seit über zweihundert Jahren Uhren-Kunstwerke wie die «Tradition» hergestellt werden, kann nun getrost auf diesen Lorbeeren etwas ausruhen: Die Neuheit besteht bei diesem automatischen Modell, bei dem sich das Federhaus ganz im Zentrum des Uhrwerks befindet, einfach darin, dass es nun auch als Damenuhr geführt wird – in Herrenuhr-Grösse übrigens, einem Format, wie es viele Frauen heute selbstbewusst am Handgelenk tragen. Eine mechanische Uhr der Spitzenklasse also, bei der das Wunder-Werk mit seinem Kraftzentrum in voller Schönheit durch das gläserne Zifferblatt sichtbar ist.

Lebt diese Manufaktur von der Genialität Abraham-Louis Breguets, gibt es auch heute noch Tüftler, die diesem Genie mit allem Ehrgeiz nacheifern. In einer kleinen Manufaktur nahe Aarau hat sich ein Team von Uhrmachern in den Kopf gesetzt, eine Uhr herzustellen von A bis Z. Ein solches Projekt kann allein schon an einer kleinen Schraube scheitern, die man sich heute allzu leicht auf dem Markt beschaffen kann. Über Jahre aber haben die Uhrmacher von Oscillon alte Maschinen zusammengesucht, um selbst kleinste Schrauben selber anfertigen zu können – ein solcher Herstellungsprozess kann bis zu eine Woche Zeit in Anspruch nehmen.

Die erste Uhr, die diese Manufaktur in einem Arbeitsprozess wie vor hundert Jahren geschaffen hat, ist nun bei Türler zu sehen – und kostet 162 800 Franken. Die Manufaktur, die exklusiv von Türler vertreten wird, kann mit ihrem aufwendigen Verfahren im Jahr rund zehn Uhren herstellen. Das Atelier, so liessen wir uns neugierig machen, muss ein historischer Maschinenpark von musealen Dimensionen sein.

Zürich, Türler Uhren & Juwelen (Paradeplatz), bis 30. April.


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